Was wäre wenn?


Für eine kurze Zeit war die Zukunft offen und verschiedene Wege schienen möglich. Begegnung zwischen Bärbel Bohley und Christa Wolf auf der Demonstration am 4. November 1989 in Berlin. Foto: Bundesarchiv/Hubert Link (CC-BY-SA 3.0)
Für eine kurze Zeit war die Zukunft offen und verschiedene Wege schienen möglich. Begegnung zwischen Bärbel Bohley und Christa Wolf auf der Demonstration am 4. November 1989 in Berlin. Foto: Bundesarchiv/Hubert Link (CC-BY-SA 3.0)

Was wäre wenn? Diese Frage ist Ausgangspunkt von kontrafaktischer Literatur. In der Regel handelt es sich dabei um (historische) Romane, die ab einem bestimmten Punkt von den historischen Entwicklungen abweichen und einen alternativen Verlauf erzählen. Die Abweichungen verweisen dabei immer wieder auf den realhistorischen Hintergrund. Es kommen also tatsächliche Personen, Orte und Ereignisse vor, die sich durch die alternative Entwicklung jedoch verändert haben (oder auch nicht).

 

Was wäre, wenn die Mauer nicht gefallen wäre, wenn die DDR weiter bestanden hätte und wirtschaftlich erfolgreich geworden wäre? Was, wenn nicht die DDR, sondern die Bundesrepublik untergegangen wäre? Diese und ähnliche Fragen sind Ausgangspunkt der Romane in dieser Kategorie. Als Thriller oder Krimi, als fiktive Autobiographie, Satire oder Sozialutopie entfalten die (in der Regel männlichen) Autoren Szenarien, die immer auch ein Kommentar über die jeweilige Gegenwart sind – ob diese eine bessere, schlechtere, inwiefern andere wäre, wenn das Pendel der Geschichte in eine andere Richtung ausgeschlagen hätte. Zudem reflektieren die Texte immer auch die Frage, wie Geschichte eigentlich erzählt und gedeutet wird, was als „richtig“ und als „falsch“ gilt. Indem die Texte alternativ-historische Verläufe inszenieren, verhandeln sie alternative Vergangenheitsvisionen ebenso wie alternative Vorstellungen von Gegenwart und Zukunft. 


Thomas Brussig: Helden wie wir

Verlag Volk und Welt: Berlin, 1995

 

Rezension "Bleiche Mutter DDR" in der FAZ vom 10.10.1995

 

Siehe auch eine Zusammenstellung von Rezensionen zu Theaterinszenierungen auf der Webseite des Autors.

 

Passt auch in die Kategorien Wendebrüche und Herbst der Entscheidung.

Simon Urban: Plan D

Schöffling: Frankfurt a.M., 2011

 

Rezension "letztehoffnung@sozialismus.ddr" auf literaturkritik.de

 

»Das wäre die historische Chance gewesen [...] Der sogenannte Plan D. Grenzöffnung, sukzessiver Abbau der Staatssicherheit, Verzicht auf politische Restriktionen und Zensur, Einführung eines echten Parlamentarismus. [...] weltweit führende Rolle in der Produktion von Elektroantrieben, Wasserstoffantrieben, Windrädern, Solarzellen. Soziale Gerechtigkeit durch Umweltgerechtigkeit, Ökologie plus Ökonomie, diese Vision gibt es nicht erst seit die Grünen [...]! Das alles könnte die DDR heute sein. Die Sozialistisch-Ökologische Republik Deutschland.« 

Simon Urban: Plan D, S. 269f.


Max Hertzberg: Stealing the Future. An East German Spy Story

Wolf Press: Leeds, 2015

 

Ausgewählte Pressestimmen und eine kompakte, englischsprachige Inhaltsbeschreibung der Berliner Buchhandlung BuchHafen

 

»So for the time being the Wall stayed, an economic barrier that gave us space to breathe and grow into the country we wanted to be, whatever we might turn out to be.«

 

Max Hertzberg: Stealing the Future, S. 34


Reinhold Andert: Rote Wende. Wie die Ossis die Wessis besiegten

Elefanten Press: Berlin, 1994

 

Rezension "Deutscher Horror Rote Wende" in der taz vom 20.12.1994

 

Harald Martenstein & Tom Peuckert:

Schwarzes Gold aus Warnemünde

Aufbau: Berlin, 2015

 

Rezension "Robotron oder Apple?" auf literaturkritik.de

 

Thomas Brussig: Das gibts in keinem Russenfilm

Fischer: Frankfurt a.M., 2015

 

Rezension "Der doppelte Brussig" auf literaturkritik.de

»An einem Abend im März 2001 stand ein bärtiger Mann vor unserer Tür. Weil er so tat, als müßte ich ihn kennen, bat ich ihn rein, und mein Hirn warf, wie immer in solchen Momenten, den Turbo an, um Merkmale herauszufiltern, anhand derer ich ihn identifizieren könnte. Der Mann kam auf Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins zu sprechen, das bei Bombastus erscheinen werde. Das war das Stichwort, was mich erlöste: Vor mir stand Wolfgang Thierse, der legendäre Verleger. Er fragte mich, ob ich dieses Buch [...] präsentieren wollte. Natürlich wollte ich! Kundera hatte im Jahr zuvor den Nobelpreis bekommen. In seiner Heimat stand er noch immer auf dem Index. Konnte man ihn tatsächlich in der DDR herausbringen? In der DDR nicht, sagte Thierse. Beim Bombastus schon.«

Thomas Brussig: Das gibts in keinem Russenfilm, S. 328


Christian von Ditfurth: Die Mauer steht am Rhein.

Deutschland nach dem Sieg des Sozialismus

Kiepenheuer & Witsch: Köln, 1999

 

Rezension "Grandioser Pappkamerad" im neuen deutschland vom 31.7.1999

 

Rezension "VEB BMW" auf literaturkritik.de

 

Maxim Voland: Die Republik

Piper: München, 2020

 

Rezension "Wenn die DDR die BRD geschluckt hätte" bei n-tv.de

 

Marcus Hammerschmitt: PolyPlay

Argument-Verlag: Hamburg, 2002

 

Rezension "Wartburg L" in der jungle world vom 22.1.2003

 

Rezension auf sc-fan.de

 


"89 goes Pop" ist Teil des BMBF-Verbundprojekt "Das umstrittene Erbe von 1989"

Weitere Informationen unter www.erbe89.de