Musik


Musik, die sich auf '89' bezieht, kann ganz unterschiedlich sein. Es gibt die sogenannten Wendelieder. Dies sind Songs, die entstanden sind, als noch niemand an den Mauerfall dachte, die dann aber zum Soundtrack der Zeit gehörten. Weiter gibt es Songs, die sich – häufig im Jubiläumskontext entstanden – ausdrücklich auf den Mauerfall beziehen. In anderen Songs wiederum ist '89' der Ausgangspunkt für Verlusterzählungen nach dem Ende der DDR. Wiederum andere rücken die Auswirkungen der Wiedervereinigung in den Blick und verhandeln politisch-gesellschaftliche, soziale und kulturelle Schwierigkeiten der ostdeutschen Transformationsgesellschaft. Bezüge auf 1989, Wende- und Nachwendezeit sind jedoch nicht nur inhaltlich heterogen. Auch die Genres variieren: von Schlager über Pop bis zu Punk, Rap und Techno. Eine erste analytische Zusammenschau findet ihr hier. Zum Reinhören findet ihr Playlists bei Spotify und YouTube.


Unsere Musik-Sammlung bietet erstmals einen gebündelten Zugang zum Material. Die Gliederung folgt einer chronologischen Logik. In die Sammlung aufgenommen wurden Songs, die '89' direkt oder indirekt zum Thema haben oder im Zusammenhang mit 1989 rezipiert wurden. Eine (erste) Systematisierung und Kontextualisierung der Songs erfolgt durch die Verknüpfung mit Stichworten.

 

Unsere Sammlung wird regelmäßig ergänzt und erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit. Problematisch war bei der Zusammenstellung zudem, dass eine Zuordnung nicht immer eindeutig war. Außerdem fiel uns gerade für das Medium Musik auf, dass weibliche und nicht-männliche Künstler*innen eher selten vertreten sind. Dies hängt grundsätzlich mit den Strukturen in der Musikindustrie sowie im Popjournalismus zusammen, die nach wie vor in der Regel männlich geprägt sind (siehe FACTS Survey). Ein anderer Aspekt ist das Verhältnis von Geschlecht und Historiografie, also die Frage, welche Rolle Frauen in (populären) Darstellungen von Geschichte generell spielen (siehe auch Cheauré/Paletschek/Reusch 2013). Das Spannungsfeld von Geschlecht, Historiografie und (populärer) Musik werden wir in einem unserer kommenden Beiträge diskutieren.

 

Auf den Unterseiten haben wir die Songs in der Regel mit Musikvideos bei YouTube verlinkt. Dies hat zum einen pragmatische Gründe. Zum anderen sind Musikvideos auch aus geschichtskultureller Perspektive interessant. Denn sie eröffnen zusätzliche visuelle und ästhetische Dimensionen zur Deutung der Songs. Die Videos können die Message verstärken oder auch zu ihr bewusst in Kontrast stehen. Grundsätzlich zu unterscheiden sind dabei Originalvideos (aus der Entstehungszeit der Titel) von später produzierten Videos. Erstere ergänzen die Songs auf einer, von den Künstler*innen intendierten Ebene. Letztere sind häufig mehr oder weniger professionelle compilations, die eigene historische Kontextualisierungen und Deutungen anbieten, die auf gesellschaftliche Orientierungs- und Identitätsbedürfnisse zu späteren Zeiten verweisen.

 

Nun aber viel Spaß beim Stöbern auf den Unterseiten Wendelieder, 1990er-Jahre, Nuller- und Zehnerjahre sowie 2020 bis JetzeIst uns ein wichtiger Song entgangen? Habt ihr Fragen und Anmerkungen? Dann schreibt uns gern. 


Zum Weiterlesen

 

  • Maik Brüggemeyer: I've been looking for Frieden. Eine deutsche Geschichte in zehn Songs (2018).
  • Jacob Auenmüller: Getrennt vereint – Stimmen und Klänge der Nachwendezeit. Zum Umgang mit Musik aus der DDR und den neuen Bundesländern nach 1990 (2020).
  • Alex Barbican: Deutschland einig Rapland. Das beste über den Osten, Westen und die Wende. Eine Playlist zur deutschen Einheit, in: Fluter (2.10.2020).

"89 goes Pop" ist Teil des BMBF-Verbundprojekt "Das umstrittene Erbe von 1989"

Weitere Informationen unter www.erbe89.de