Literatur


Seit 1990 sind unzählige Romane, Erzählungen, Gedichte, Graphic Novels und populäre Sachbücher erschienen, die sich mit dem Ende der DDR und der „langen Geschichte der ‚Wende’“ (Brückweh u.a. 2020) beschäftigen. Aus der Fülle des Materials haben wir für die Website eine Auswahl getroffen, die entlang verschiedener Kategorien unterschiedliche Perspektiven aufzeigen soll. Der Reiz liegt für uns in der Heterogenität der Bücher. Denn die Darstellungen und Deutungen sind nicht nur unterschiedlich und ergänzen einander. Sie sind zum Teil auch widersprüchlich. Entlang von verschiedenen Kategorien wollen wir ein vielschichtiges Panorama der Umbruchszeit eröffnen, das Geschichten von Zusammensturz und Aufbruch, Anfang und Ende, allmählichem Wandel und jähem Bruch, Hoffnung und Enttäuschung umfasst.

 

Es geht uns dabei nicht um Vollständigkeit – da haben andere bereits vorgearbeitet (siehe unten). Vielmehr geht es uns darum, Schneisen zu schlagen, Bekanntes in neuem Lichte zu betrachten und weniger Bekanntes sichtbarer zu machen. Daher haben wir uns nicht für eine chronologische Ordnung entschieden, sondern für ein Nebeneinander von Klassikern der sog. Wendeliteratur sowie jüngeren Werken. Zudem war uns das Populäre, also das Unterhaltende in der Literatur, ein wichtiger Wegweiser. 

 

Die Mischung aus Texten und Büchern, die wir hier präsentieren, zeigt eine fortlaufend dynamische Auseinandersetzung mit 1989/90 und der Transformationszeit seit 1990. In den letzten Jahren wird diese Auseinandersetzung mit dem Osten" als Erfahrungsraum und Lebenswelt zunehmend um neue Fragen nach Identität, Beheimatung und Herkunft ergänzt. So erzählen die Romane und Texte der sog. Wende- sowie Nachwendegeneration von neuen Freiheiten ebenso wie von Gewalt als Schattenseite der friedlichen Revolution. Unter dem Stichwort „Erinnern stören“ (Lydia Lierke/Massimo Perinelli) schauen wir zudem auf (post)migrantische, jüdische und BPoC-Perspektiven, die erinnerungskulturell lange unsichtbar waren. Und auch die Fragen und Anliegen queerer Autor*innen (und/oder Protagonist*innen) auf DDR-, Wende- und Nachwendezeit sind ein Bezugspunkt von Literatur.

 

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Zum Weiterlesen (Auswahl)

 

  • Bach, Susanne: Wende-Generationen/Generationen-Wende. Literarische Lebenswelten vor dem Horizont der Wiedervereinigung, Heidelberg 2017.
  •  Born, Arne: Literaturgeschichte der deutschen Einheit, 1989-2000. Fremdheit zwischen Ost und West, Hannover 2019.
  • Gabler, Wolfgang: Diskurs der Unbegreiflichkeit. Zur Geschichte der Wenderomane, in: Raj Kollmorgen u.a. (Hg.): Diskurse der deutschen Einheit. Kritik und Alternativen, Wiesbaden 2011, S. 167–192.
  •  Grub, Frank Thomas: ‚Wende’ und ‚Einheit’ im Spiegel der deutschsprachigen Literatur. Ein Handbuch, 2 Bde., Berlin/New York 2003.

"89 goes Pop" ist Teil des BMBF-Verbundprojekt "Das umstrittene Erbe von 1989"

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