Filme, in denen es um 1989, die Transformationszeit und ostdeutsche Erfahrungsräume geht, bilden ein weites Spektrum. Es umfasst Klassiker, wie „Nikolaikirche“ nach dem Roman von Erich Loest oder
die Komödie „Go Trabi Go“, sowie neuere Produktionen, die in den letzten Jahren oft Serien waren, wie „Kleo“ oder „Deutschland 1989“. Auf unserer Seite erinnern wir aber auch an wenig bekannte
Filme wie den Kurzfilm „Drübenland“ oder an Filme, die auf den ersten Blick nicht unbedingt als „Wendefilme“ rezipiert wurden, wie „Die Unberührbare“ mit Hannelore Elsner.
Die Auswahl unserer Darstellung umfasst neben Kino- und Fernsehfilmen auch Serien und Dokumentarfilme. Sie soll dazu dienen, den Blick zu schärfen, Neues zu entdecken und Altes im Kontext der
Zeit (neu) zu sehen. Dabei bieten wir neben den hard facts und einer kurzen Inhaltsangabe jeweils eine Einordnung der Filme in den Erinnerungsdiskurs. Welche Deutungen des Umbruchs
werden angeboten? Was wurde wann erzähl- und sichtbar? Was lief unter dem Radar mit?
Dabei hat der Film als Medium natürlich seine Besonderheiten. Weit mehr als Romane, Songs oder Podcasts sind sie das Ergebnis von Teamwork. Sie sind geprägt durch die Erfahrungen und Perspektiven
der Regisseur:innen oder Drehbuchautor:innen, der Förderinstitutionen und Produktionsfirmen und nicht zuletzt der Schauspieler:innen. Diese Mischung macht Filme – auch erinnerungskulturell – zu
einem komplexen Medium, als das sie im jeweiligen Kontext ihrer Rezeption immer wieder neu gesehen werden können.
Wir haben die Filme nach Genres geordnet (siehe Untermenü oben). Hintergrund ist, dass Genrekonventionen im Film nach wie vor prägend sind – sowohl bei der Produktion als auch bei dem, was die
Zuschauer:innen vom Film erwarten. Außerdem korrespondieren bestimmte historische Erzählmuster mit den Genres: In Liebesfilmen zu 1989 wird beispielsweise häufig das Thema Ausreise verhandelt und
dabei auch als eine Zerreißprobe von Beziehung erzählt. Roadmovies wiederum drehen sich öfter um die Frage nach Herkunft und Identität. Familiengeschichten laden dazu ein, verschiedene
Perspektiven zuzulassen und das Ende der DDR und den Beginn des vereinten Deutschlands in seiner Komplexität zu erzählen. Sozialdramen greifen die Verheerungen der Wendezeit auf; sie
thematisieren ostdeutsche Erfahrungsräume als Zusammenbruchsräume und haben nicht selten eine kapitalismuskritische Ausrichtung. Komödien haben oft einen ähnlichen Ausgangspunkt. Doch verkehren
sich hier die Sichtweisen: Die Filme präsentieren uns „Als-ob-Welten“, wie es die Kulturwissenschaftlerin Waltraud W. Wende genannt hat. Welten, die nicht nur zum Lachen einladen, sondern auch
zur (Selbst-)Reflexion bestehender Geschichtsbilder. Und dazu wollen auch wir einladen, viel Spaß beim Filme schauen!