Biografie

Spielfilm & Dokumentarfilm


Gundermann

2018, 127 min

Regie: Andreas Dresen 

Drehbuch: Laila Stieler 

© Foto: Peter Hartwig / Pandora Film
© Foto: Peter Hartwig / Pandora Film

Worum gehts?

 

„Biografischer Film über das kurze und intensive Leben des Baggerfahrers und Liedermachers Gerhard ‚Gundi‘ Gundermann (1955–1998), der in seiner filmisch-musikalischen Form die charakterliche Komplexität des Künstlers ebenso vermittelt wie die Widersprüchlichkeit des Lebens in der DDR.“ (filmdienst.de)

 

Was sagt uns das?

 

Dem Film gelingt es, die Komplexität des Menschen Gundermann ebenso zu vermitteln wie die Widersprüche des Lebens in der DDR. Ein zentrales Thema ist die IM-Tätigkeit des Sängers, die er lange auch vor sich selbst verleugnete. Dabei geht es im Film vor allem darum, von der inneren Zerrissenheit zu erzählen und nach dem Warum zu fragen.

 

 

Darüber hinaus erzählt der Film von Arbeit in der DDR, von ihrer Normalität und Härte sowie von ihrer Funktion für das soziale und kulturelle Leben. Mit dem Blick auf Arbeit öffnen Dresen und Stieler den Blick auf ein im (Spiel-)Film lange unbeachtetes Feld. Dabei wird die harte Arbeit im Tagebau keineswegs als „Baggerfahrerkitsch“ idealisiert, wie es einzelne Kritiker dem Film vorwarfen. Im Gegenteil thematisiert er durchaus den Raubbau an Natur und Mensch. Aber eben nicht nur. Vielmehr kann der Film auch verstanden werden als ein ästhetisches und inhaltliches Anknüpfen an Vorbilder einer selbstbewussten Industrie-Arbeiterkultur. Vielleicht markiert er sogar die Rückkehr des Industriearbeiters ins deutsche Kino.

 

Weiterführende Infos im Online-Handbuch „Die DDR im Film


Die Unberührbare

2000, 110 min

Regie & Drehbuch: Oskar Roehler

Worum gehts?

 

„Die letzten Monate von Gisela Elsner, die nach dem Fall der Mauer, ihrer illusionistischen, unkritischen Liebe zum ‚realen Sozialismus‘ beraubt, aus dem Leben schied. In schwarz-weißen Bildern, die Ausdruck des psychischen Zustands der Hauptfigur sind, wird die Biografie der Dichterin aufgeblättert.“ (filmdienst.de)

 

Was sagt uns das?

 

Der Film konzentriert sich auf die Innenwelt der Figur Gisela Elsner, ihre Sehnsüchte und Zwänge, ihre Hoffnungen und Zweifel. Zugleich sind diese eng mit der Geschichte der beiden deutschen Staaten verbunden. In der Bundesrepublik wurde Elsner von manchen als engagierte Linke geschätzt, aber auch in der DDR, mit der sie sich eng verbunden fühlte, wurden ihre Texte verlegt.

 

 

Indem der Film nicht das gesamte Leben, sondern die letzten Monate von Elsner erzählt, verdeutlicht er auch das Verhältnis der Linken in der Bundesrepublik zur DDR und ihrem Untergang. Dabei werden die Hoffnungen vieler Intellektueller auf einen demokratischen Sozialismus nicht denunziert, sondern zum Gegenstand der Auseinandersetzung auch mit der Westlinken gemacht. Viele Bilder haben eine symbolische Tiefe, erzählen von der Person Elsner ebenso wie von der Gesellschaft als etwas Zerrissenem. Es ist ein Film über Utopien und ihr Scheitern. Eindeutig geklärt ist hier kaum etwas, und genau das macht den Film besonders.  

 

Siehe auch eine kurze Vorstellung des Films von der Deutschen Welle


Lieber Thomas

2021, 157 min

Regie: Andreas Kleinert

Drehbuch: Thomas Wendrich

Worum gehts?

 

Der Film erzählt aus dem Leben des Autors und Filmemachers Thomas Brasch. Die DDR existierte noch nicht lange, da passte er schon nicht mehr dorthin. Sein Vater baute den neuen Staat mit auf – er jedoch wollte Schriftsteller werden; er war ein Träumer, ein Besessener und Rebell. Schon sein erstes Stück wurde verboten und er flog von der Filmhochschule. Als 1968 sowjetische Panzer in Prag einrollten, protestierte er in Berlin. Die Folgen waren massiv: Braschs Vater verriet ihn an die Staatssicherheit und er musste ins Gefängnis. Auf Bewährung entlassen, arbeitete Thomas Brasch hart, liebte und litt und schrieb über die Liebe, die Revolte und den Tod. Da er keine Aussicht sah, in der DDR gehört zu werden, verließ er mit seiner Geliebten, der Schauspielerin Katharina Thalbach, die DDR. Im Westen wurde er bejubelt und seine Bücher zu Bestsellern. Doch auch hier eckte Brasch immer wieder an und ließ sich nicht vereinnahmen.

Was sagt uns das?

 

„Mutiger, sehr offen gehaltener Film über Leben und Arbeiten des Schriftstellers, Filmemachers und Übersetzers Thomas Brasch (1945–2001), der erst in der DDR, dann aber auch in der BRD an den Widersprüchen der gesellschaftlichen Verhältnisse verzweifelte. Leben und Werk Braschs werden zu einem großen, aber stets fragmentarischen Erzählbogen verschränkt, der letztlich weniger auf die Biografie, als vielmehr auf die Essenz seines Denkens zielt und damit auf die deutsche Geschichte und Kunst des 20. Jahrhunderts. Unbekümmert radikal erzählt, herausragend fotografiert und von einem großartigen Ensemble in Szene gesetzt.“ (filmdienst.de)

 


Vaterlandsverräter

2011, 90 min

Regie & Drehbuch: Annekatrin Hendel

Worum gehts?

 

„Porträt des einstigen DDR-Arbeiterdichters und ‚Informellen Mitarbeiters‘ der Staatssicherheit, Paul Gratzik, der sich immer noch der sozialistischen Utopie verpflichtet fühlt und von der überfälligen Revolution träumt.“ (filmdienst.de)

 

Was sagt uns das?

 

Der Dokumentarfilm erzählt von einem Leben in der DDR, das man so selten im Kino sieht – ungeschönt und unsentimental, so dicht an den Tiefen und Höhen eines Lebens dran, dass es fast weh tut. Es ist die Geschichte eines Arbeiters, der in der DDR zum anerkannten Dichter und Liebling der Frauen wurde.

 

 

Er wurde zum Stasi-Spitzel (und zwar aus Überzeugung, denn – Zitat: „Wo gehobelt wird, fallen Späne“). Später aber machte er seine IM-Tätigkeit selbst öffentlich, weil er die Stasi für konterrevolutionär hielt. Nun wurde er selbst zum Bespitzelten. Paul Gratzik schimpft und redet sich im Film wiederholt in Rage. Aber er öffnet sich auch der Filmemacherin. Und: Er erzählt. Damit entsteht ein Stück Zeitgeschichte, das es hervorragend versteht, den Blick auf das Leben in der DDR – auch im Zusammenhang mit der Stasi-Thematik – zu weiten. Es ist ein Film über Dichtung und Wahrheit, über Hoffnung und Verrat.

 

Siehe auch Dokumentation eines Verrats“ in Die Zeit vom 7.9.2013


Bettina

2022, 107 min

Regie & Drehbuch: Lutz Pehnert

Worum gehts?

 

Entlang von Interviews sowie von Archivmaterial (Bilder von Auftritten sowie vom Leben in der DDR) zeichnet der Film ein intensives Portrait der Liedermacherin und Lyrikerin Bettina Wegner. 1947 in West-Berlin geboren, war sie früh mit ihrer Familie nach Ost-Berlin übergesiedelt. 1968 stand sie dort vor Gericht, weil sie Flugblätter gegen den Einmarsch sowjetischer Truppen in Prag verteilt hatte. 1983 musste sie gegen ihren Willen in den Westen ausreisen. Bettina Wegner wurde zu einer der wichtigsten kritischen Künstlerinnen der  Musik- und Literaturszene – in Ost wie West.

Was sagt uns das?

 

„Der Dokumentarfilm rekapituliert nicht nur die Biografie einer überzeugten Sozialistin und ihre einflussreichen Lieder, sondern forscht intensiv ihrem Lebensgefühl der Entwurzelung nach, das bis heute nicht aus ihrem Leben verschwunden ist. Die besondere Form der ostdeutschen Folksongs, ihr Pathos und das enorme Vertrauen in die Wirkung der Worte, zeugt noch immer vom Glauben an die verbindende Kraft der Sprache.“ (filmdienst.de)


"89 goes Pop" ist Teil des BMBF-Verbundprojekt "Das umstrittene Erbe von 1989"

Weitere Informationen unter www.erbe89.de