Drama


Wir sind jung. Wir sind stark

2014, 128 min

Regie: Burhan Qurbani

Drehbuch: Martin Behnke, Burhan Qurbani

Worum gehts?

 

„Die skandalösen Ereignisse aus Rostock-Lichtenhagen, wo im Sommer 1992 jugendliche Hooligans nach pogromartigen Tagen ein Wohnheim von vietnamesischen Immigranten anzündeten, verdichten sich als Abfolge kleiner Geschichten.“ (filmdienst.de)

 

Was sagt uns das?

 

„Wir sind jung. Wir sind stark“ ist einer der noch immer wenigen Spielfilme, die die verschiedenen Formen rassistischer Diskriminierung der Nachwendezeit (im Alltag, in den Institutionen, als lebensbedrohliche Gewalt) thematisieren. Im Erscheinungsjahr sahen ihn immerhin gut 100.000 Menschen im Kino. Das Besondere ist, dass der Film eben nicht auf die weltanschaulich gefestigten Neonazis in Bomberjacken und Springerstiefeln (die auch vorkommen) fokussiert. Ihm geht es vielmehr darum zu verstehen, wie „ganz normale Jugendliche“ zu Tätern wurden, wie Politiker mit der Situation überfordert waren und wie von der Gewalt Betroffene, hier (ehemalige) vietnamesische Vertragsarbeiter:innen, den Pogrom erleben und sich vor allem selbst helfen (mussten).

 

 

Der Film sollte, so der Regisseur, die Jubelreden über die glückliche Überwindung des DDR-Staates und über die deutsche Einheit mit ihren Lücken konfrontieren. Vor allem als ein solcher, erinnerungspolitischer, Weckruf ist der Film bis heute bedeutsam. Dies gilt umso mehr, weil er auch die Betroffenensicht zeigt und sich nicht vor der Komplexität der Perspektiven und Zusammenhänge scheut. Etwa auch, wenn er jugendliche (Ost-)Deutsche sowohl in ihren eigenen Wendebrüchen und Perspektivlosigkeit als auch in ihrer Täterschaft bzw. als Täter zeigt. Diese Gleichzeitigkeit aufzuzeigen, ist eine große Stärke des Films. Zugleich kann der starke Fokus auf die Wendebrüche der Täter aber auch als (zu) einfache Erklärung für die Gewaltausübung verstanden werden. Und damit auch als Entlastung für die (ost-)deutsche Mehrheitsbevölkerung.

 

Siehe auch „Bierdosenorgien zur Frustbewältigung“ in der Süddeutschen Zeitung vom 21.1.2015


Als wir träumten

2015, 117 min

Regie: Andreas Dresen

Drehbuch: Wolfgang Kohlhaase

Worum gehts?

 

„Eine Clique um drei Leipziger Jugendliche lebt in der unmittelbaren Nachwendezeit ziellos in den Tag. Zwischen Bolzen, Saufen und Prügeleien mit Neo-Nazis kristallisiert sich die Idee eines Technoclubs heraus, der für eine Weile zum Kompass wird, aber auch zur Radikalisierung und zum Absturz in Drogen, zu Eifersucht und Verrat beiträgt.“ (filmdienst.de)

 

Was sagt uns das?

 

Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von Clemens Meyer und erzählt von den Herausforderungen des Erwachsenwerdens in Zeiten des gesellschaftlichen Umbruchs.

 

 

Er rückt die Träume und Hoffnungen, aber auch die Verlorenheit der Generation in den Blick, die während des Umbruchs aufwuchs. Der Film stellt zudem die Frage nach den Konsequenzen eigenen Handelns und den Grenzen von Freundschaft unter den spezifischen Umständen jener Zeit.

 

Siehe auch „Dreht den Bass auf, Jungs“ im Spiegel vom 9.2.2015


Die Nachrichten

2005, 90 min

Regie: Matti Geschonneck

Drehbuch: Alexander Osang

© ZDF/Svenja von Schultzendorff; mit freundlicher Genehmigung Network Movie HH
© ZDF/Svenja von Schultzendorff; mit freundlicher Genehmigung Network Movie HH

Worum gehts?

 

„Fünf Jahre nach der Wende stößt eine Spiegel‘-Reporterin bei Recherchen über erfolgreiche Ossis‘ in Stasi-Unterlagen auf den Namen eines Nachrichtensprechers, der, nachdem er Ost-Berlin verlassen hat, in Hamburg sein Glück machte. Als auch sein angeblicher Führungsoffizier gefunden werden kann, scheint die Karriere des Mannes beendet. Ein Wettlauf um eine sensationelle Story bzw. die Wahrheit setzt ein.“ (filmdienst.de)

 

Was sagt uns das?

 

„Die Nachrichten“ ist ein „Film um ein deutsch-deutsches Schicksal, tiefe Gräben und Verunsicherungen, aber auch über Sensationslüsternheit der Medien und die Menschenverachtung des ehemaligen Ministeriums für Staatssicherheit.

 

 

Überzeugend dank des bemerkenswerten Darsteller-Ensembles, weniger geglückt in Szenen, die die Schmunzelpflicht erfüllen sollen. Sämtliche Gags, die darauf basieren, dass Westler Begriffe benutzen, die Ostler nicht kennen (und umgekehrt), funktionieren nicht, auch wenn sie historisch korrekt sein mögen.“ (filmdienst.de)

 

Sie auch ausführliche Besprechung und Einordnung bei tittelbach.tv


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