Thriller


Kleo

2022, Serie

Regie: Viviane Andereggen, Jano Ben Chaabane 

Drehbuch: Elena Senft 

Worum gehts?

 

„Eine Stasi-Killerin wird von ihren eigenen Leuten in den Knast gesteckt, als sie bei einem Mordanschlag die Aufmerksamkeit eines westdeutschen Ermittlers auf sich zieht. Nach dem Mauerfall begibt sie sich auf einen blutigen Rachefeldzug und stößt dabei auf ein dunkles Geheimnis.“ (filmdienst.de)

 

Was sagt uns das?

 

Bei „Kleo“ ist einiges neu. Zum einen bedient sich die Serie aus verschiedenen Genres: Agententhriller, Komödie, Gangsterfilm. Zum anderen bricht die Serie mit gängigen, allzu eindeutigen filmischen Inszenierungen der Stasi als wahlweise böse und grausam oder stumpf und dumm.

 

 

Auf diese Weise ist die Serie eine konsequente Fortsetzung der Darstellungen von 1989ff. im Action- und Spionagefilm. Denn in „Kleo“ erscheinen die Schattenseiten der politischen Umbruchszeit nicht mehr nur als Atmosphäre, wie in „Atomic Blonde“ (s.u.). Bzw. ist die Realhistorie nicht nur Hintergrund für eine fiktionale Story, wie in „Deutschland 89“ (s.u.). „Kleo“ agiert vielmehr in der Logik von weiblichen Heldinnen wie in „Codename Nina“ oder „Kill Bill“ – sie wollen und kriegen Rache. Dabei kennt auch „Kleo“ kein eindeutiges Gut oder Böse, kein Ost oder West, kein Freund oder Feind.

 

Siehe auch „Bäng Bäng“ in der Süddeutschen Zeitung vom 31.8.2022


Das deutsche Kettensägenmassaker

1990, 63 min

Regie & Drehbuch: Christoph Schlingensief

Worum gehts?

 

„In einem Hotel meuchelt eine Metzgersfamilie Bürger aus der ehemaligen DDR mittels Kettensäge dahin. Eine bluttriefende Stellungnahme zur deutschen Einheit, wonach die Wiedervereinigung Kannibalismus ist: die Einverleibung des Ostens durch den Westen.“ (filmdienst.de)

 

Was sagt uns das?

 

Das „Kettensägenmassaker“ war 1990 ein provokantes Statement – und ist es bis heute. Denn der Film greift jenes Narrativ auf und an, nach dem die deutsche Einheit unvermeidlich und zum Besten aller war.

 

 

Zudem nimmt er die sozialen und ökonomischen Verwerfungen im Osten der Nachwendezeit vorweg und zeichnet das erbarmungslos zugespitzte Bild einer verlogenen, brutalen und moralisch verrotteten Bundesrepublik. Der Film ist nicht nur als zeitgenössische Quelle interessant – als Kritik an nationalistisch gefärbtem Einheitstaumel und an pauschalen Freiheitsversprechen.

Er ist auch vor dem Hintergrund aktueller Debatten über die sog. Kolonialisierung des Ostens sehenswert. Ganz grundsätzlich ist er in der Tradition des Horrorfilms eine ziemlich verstörende Parabel auf den Kapitalismus und das Fressen und Gefressen werden.


Deutschland 89

2020, Serie, 3. Staffel

Regie: Randa Chahoud, Soleen Yusef 

Drehbuch: Anna Winger, Jörg Winger, u.a.

Worum gehts?

 

„Finale Staffel einer Spionage-Serie, die in ‚Deutschland 83‘ und ‚Deutschland 86‘ die Verstrickungen eines Spions des DDR-Auslandsgeheimdiensts in die politischen Schattenspiele der Endphase des SED-Regimes verfolgte und nun in der Wendezeit ankommt: Mit der friedlichen Revolution verliert die Hauptfigur ihren Job und endgültig den ideologischen Boden unter den Füßen und muss sich im Wirrwarr der Nachwendephase selbst neu erfinden.“ (filmdienst.de)

 

Was sagt uns das?

 

In ihrer Besprechung in der Süddeutschen Zeitung feierte Claudia Tieschky das grandiose Schauspielensemble in der dritten Staffel und bezeichnete „Deutschland 89“ als „höchst unterhaltsame Pop-Variante der deutsch-deutschen Geschichte“ mit „Anleihen an das Superhelden-Genre“ und „einschlägige Agentenfilme“.

 

 

In Staffel 3 hat die Serie an Tiefe gewonnen. Die Figuren haben ihre eigene Geschichte – lange Lebenslinien, Schicksalsstränge, die sich immer wieder neu verflechten und entwirren. Das erinnert an die erfolgreiche Serie Weißensee“, in der die 1980er Jahre sowie die unmittelbare Wendezeit ebenfalls ausgehend von einem breiten Figurenensemble zwischen Kadertreue, Verlust und Aufbruch erzählt wird.

 

Weiterführende Infos im Online-Handbuch Die DDR im Film


Wendezeit

2019, 119 min

Regie: Sven Bohse

Drehbuch: Silke Steiner

Worum gehts?

 

„Im Herbst 1989 gerät eine DDR-Agentin, die in Westberlin bei der CIA eingeschleust wurde, in Gefahr, als ein Stasi-Überläufer ihre wahre Identität zu enthüllen droht. Sie geht in die Offensive und versucht, sich auch mit Gewalt vor der Enttarnung zu schützen, doch der drohende Mauerfall treibt sie weiter in die Enge.“ (filmdienst.de)

 

Was sagt uns das?

 

Das Fernsehdrama erschien anlässlich des 30. Jahrestags von 1989. Die Kritiken waren unterschiedlich: Einige empfanden den Film als gelungene Darstellung der historischen Ereignisse mit Mitteln des Agententhrillers.

 

 

Andere sahen in dem Film ein eher uninspiriertes und plakatives Genrestück. Laut dem Online-Handbuch „DDR im Film“ steht im Film vor allem der Ost-West-Gegensatz in der Umbruchszeit im Mittelpunkt, wobei der westliche Lebensstil als überlegen inszeniert wird. Bei moralischen Urteilen über die Geheimdienste CIA und Staatssicherheit ist der Film jedoch weniger eindeutig. Jenseits von eindeutigen Parteinahmen – etwa von der DDR als „Unrechtsstaat“ und von 1989 als Erfolgsgeschichte  – steht hier am Ende vor allem die (traditionelle) Familie als systemübergreifender Anker im Mittelpunkt.

 

Weiterführende Infos im Online-Handbuch Die DDR im Film


Atomic Blonde

2017, 115 min

Regie: David Leitch

Drehbuch: Kurt Johnstad

Worum gehts?

 

„Kurz vor dem Fall der Berliner Mauer wird eine britische Spionin in die noch geteilte Stadt beordert, um eine streng vertrauliche Liste an sich zu bringen. Mit dem Einsatz ihres Körpers, improvisierten Hilfsmitteln sowie Zigaretten und eisgekühltem Wodka kämpft sie sich durch ein postapokalyptisch angehauchtes Moloch, in dem zwischen Freund und Feind kaum zu unterscheiden ist.“ (filmdienst.de)

 

Was sagt uns das?

 

Der Film ist der erste Agenten- und Action-Film, der in den Revolutionswochen von 1989 spielt. Zwar bleiben die konkreten historischen Ereignisse blass und bilden eher die Kulisse für diesen Kalten Krieg-Thriller. Doch sie umreißen einen historischen Raum, in dem ein politisches Vakuum entstand und in dem die Grenzen zwischen Gut und Böse durchlässig und neu gezogen wurden. 

 

 

Jüngere Filmproduktionen widmeten sich in den letzten Jahren verstärkt diesen Uneindeutigkeiten des Umbruchs. Doch orientieren sie sich stärker an realhistorischen Ereignissen, Personen und Institutionen, wie etwa „Deutschland 89“ (s.o.), „Rohwedder. Einigkeit und Mord und Freiheit“ oder „Preis der Freiheit“ (2019). In diesen neueren Produktionen rücken Korruption, Machenschaften, Seilschaften, internationale Verbindungen in Wirtschaft und Politik und die Rolle von Geheimdiensten in den Blick. „Atomic Blonde“ war hier ein Vorläufer und inszenierte eine Atmosphäre von Skrupellosigkeit, Brutalität und Verbrechen als einen Teil von 1989.

 

Siehe auch „Kälter als der Kalte Krieg“ im Spiegel vom 24.8.2017


"89 goes Pop" ist Teil des BMBF-Verbundprojekt "Das umstrittene Erbe von 1989"

Weitere Informationen unter www.erbe89.de