Sozialdrama


Warten auf'n Bus

2020, Serie

Regie: Dirk Kummer 

Drehbuch: Oliver Bukowski

Worum gehts?

 

„An einer Bushaltestelle irgendwo in der brandenburgischen Provinz verbringen zwei beste Freunde in den Vierzigern, der eine Invalide, der andere Langzeitarbeitsloser, ihre Tage mit Gesprächen über sich im Besonderen, die Ostdeutschen im Allgemeinen und diverse andere Rätsel des Daseins, während sie auf die Ankunft eines Busses und vor allem der attraktiven Busfahrerin warten, die dort ihre Zigarettenpause einlegt. Der Hund des Arbeitslosen und mal mehr, mal weniger liebsame Gesellschaft aus der Umgebung sorgen für Abwechslung.“ (filmdienst.de)

 

Was sagt uns das?

 

Teils unterhaltsam, teils philosophisch, teils gesellschaftskritisch werden in der Serie grundlegende Fragen des So-Seins und So-Geworden-Seins des Ostens verhandelt. Neu dabei ist, dass es in der Serie nicht nur um den Osten als Erfahrungsraum geht, sondern auch darum, wie über diesen Osten gesprochen wird. Es rücken damit die Deutungen in den Blick. Oder anders: die Serie schaut auch auf die Debatten darüber, warum die gesellschaftliche, wirtschaftliche, kulturelle Situation im Osten so ist, wie sie ist. 

 

 

In der Serie wird damit etwas sichtbar, was der Soziologe Steffen Mau als „gesellschaftliche Frakturen“ beschrieben hat: Die tiefgreifenden Erfahrungen mit Wandel und Umbruch nach 1990 betrafen (und betreffen noch) große Teile der ostdeutschen Gesellschaft. Oberflächlich sind die Brüche verheilt. Doch die Gesellschaft ist weiterhin nur eingeschränkt belastbar und anpassungsfähig. Außerdem produzieren die Frakturen immer wieder neue Reibungsflächen, Konflikte – und eben auch Gesprächsbedarf. Genau diese Verhandlungen rückt die Serie durch die geführten Gespräche in den Mittelpunkt – und lässt sie dabei exemplarisch für die kollektiven Folgen der Transformation stehen. 

 

Siehe auch den Beitrag Bilanz der Deutschen Einheit beim ‚Warten auf’n Bus‘“ von Elisa Pollack im Medienerbe-Blog


Berlin is in Germany

2001, 97 min

Regie & Drehbuch: Hannes Stöhr

 © Stoehrfilm / www.stoehrfilm.de
© Stoehrfilm / www.stoehrfilm.de

Worum gehts?

 

„Elf Jahre nach der Wende wird ein Strafgefangener in Berlin aus der Haft entlassen und findet sich in einer Stadt wieder, die sich von Grund auf verändert hat. Er macht sich auf die Suche nach einem Job und seiner Familie, wobei er sich nur mühsam an den neudeutschen Alltag herantastet.“ (filmdienst.de)

 

Was sagt uns das?

 

Das Sozialdrama war seinerzeit durchaus erfolgreich: 160.000 Kinozuschauer:innen sahen das Debüt von Regisseur Hannes Stöhr. Damit, so könnte man sagen, eröffnete der Film erstmals einem breiteren Publikum den Blick auf die Erfahrungen der postsozialistischen Transformationsgesellschaft im Osten.

 

 

Der erzählerische Kniff liegt in der Inszenierung einer Zeit- und Erfahrungslücke: Die Hauptfigur Martin (Jörg Schüttauf) hat die gesamte Umbruchs- und Nachwendezeit verpasst und erfährt nun die damit verbundenen Krisen und nötigen Anpassungsleistungen umso deutlicher. Der Film verbindet tragische und komische Elemente. Er fragt nach dem Alltag und dem Sich-Zurechtfinden in dieser für Martin doppelt neuen Welt. Der Film ist dort stark, wo er keine eindeutigen Bilder zeichnet von sozialer Isolation und Abgehängtsein, sondern komplexe Bilder über die Schwierigkeit, in einer Welt Fuß zu fassen, deren Regeln und Codes man nicht versteht.

 

Weiterführende Infos im Online-Handbuch „Die DDR im Film“


Wege in die Nacht

1999, 95 min

Regie: Andreas Kleinert

Drehbuch: Johann Bergk

Worum gehts?

 

„Der ehemalige Direktor eines Kombinats in der DDR findet sich auch Jahre nach der Wende noch nicht zurecht. Um seinem Dasein als Arbeitsloser einen Sinn zu geben, patrouilliert er mit zwei Jugendlichen als eine Art privater Sicherheitsdienst durch die Berliner U-Bahn.“ (filmdienst.de)

Was sagt uns das?

 

Ende der 1990er Jahre entstanden, ist der Film das eindringliche Porträt einer seelischen Erschütterung. Mit kontrastreichen Schwarz-Weiß-Bildern, ausdrucksstarken Darsteller:innen und wenig Dialogen erkundet er die deutschen Gefühlslagen dieser Zeit. 

 

Siehe auch die ausführliche Besprechung auf filmdienst.de


Engelchen

1996, 91 min

Regie & Drehbuch: Helke Misselwitz

Worum gehts?

 

„Im Berliner Bahnhof Ostkreuz kreuzen sich die Wege einer einsamen Frau Anfang 30 und eines jungen Polen, der geschmuggelte Zigaretten verkauft. Aus der Zufallsbekanntschaft der beiden Außenseiter entwickelt sich behutsam eine Liebesbeziehung, die vor allem die Frau aus ihrer Isolation befreit. Als sie eine Frühgeburt erleidet, raubt sie ein fremdes Kind, um ihren Traum von einer Familie nicht zu gefährden.“ (filmdienst.de) 

Was sagt uns das?

 

Der Film ist eine eindringliche Studie über Einsamkeit und psychische Verkümmerung. Erzählt wird eine bittere Liebesgeschichte, die mit der Umbruchszeit verknüpft wird. Im Mittelpunkt stehen die Perspektiven von Frauen und von sog. Ausländern in jener Zeit – damals (und im Grunde bis heute) wenig repräsentierte Sichtweisen.

 

Siehe auch die ausführliche Besprechung auf filmdienst.de


"89 goes Pop" ist Teil des BMBF-Verbundprojekt "Das umstrittene Erbe von 1989"

Weitere Informationen unter www.erbe89.de