Bornholmer Straße
2014, 88 min
Regie: Christian Schwochow
Drehbuch: Heide Schwochow, Rainer Schwochow
Worum gehts?
„Basierend auf der Geschichte des DDR-Grenzbeamten Oberstleutnant Harald Jäger (im Film Harald Schäfer), der nach der Erklärung von Günter Schabowski als erster die Grenze zwischen der DDR und der Bundesrepublik ohne Befehl öffnete, erzählt die glänzend inszenierte (Fernseh-)Komödie von dieser hochdramatischen Nacht am Grenzübergang Bornholmer Straße in Berlin.“ (filmdienst.de)
Was sagt uns das?
Als Kammerspiel – inszeniert an einem Ort und in einer Nacht – eröffnet der Film eine unkonventionelle Perspektive auf den Mauerfall.
Er zeigt die moralischen Dilemmata der Grenzsoldaten und lenkt den Blick auf die handelnden Menschen, ihre Motive, Ängste, aber auch Hoffnungen. Mit den Mitteln der Komödie erzählt der Film jedoch nicht nur von der Komplexität von Geschichte. Die (tragik-)komische Überspitzungen der Figuren und ihren Handlungen ermöglicht auch einen Einblick in die Welt von Befehlsgewalt, Hierarchien und Gehorsam. Dabei ist er nicht zuletzt ein Plädoyer für die Verantwortung jedes Einzelnen und damit auch ein moralischer Film.
Siehe auch die „Banalität der Petersilie“, Süddeutsche Zeitung vom 5.11.2014
Go Trabi Go
1990, 96 min
Regie: Peter Timm
Drehbuch: Reinhard Klooss, Peter Timm
Worum gehts?
„Eine Familie aus dem Braunkohlenkombinat Bitterfeld in der früheren DDR, Vater, Mutter und 17-jährige Tochter, erfüllt sich ihre Italien-Sehnsucht und reist [im Jahr 1990, Anm. d. Red.] im 20 Jahre alten Trabant über die Alpen bis nach Neapel. Angesichts turbulenter Ereignisse erweisen sich Menschen wie Fahrzeug als durchaus geschickt und lebenstüchtig.“ (filmdienst.de)
Was sagt uns das?
Der Film war seinerzeit ein großer Erfolg, 1,5 Millionen Menschen sahen ihn im Kino. Zugleich begründete er das bis heute populäre Genre der „Vereinigungskomödie“.
Komödien, so die Kulturwissenschaftlerin Waltraud W. Wende, eröffnen uns „Angebote zur Lach-Kommunikation“ und sind als solche besonders geeignet, Wahrnehmungen und Verständnis der Welt auf den Kopf zu stellen und das Bild von Gegenwart unterhaltsam zu verkomplizieren. So auch in „Go Trabi Go“: Der Film bietet eine Erzählung an, in der es eben nicht um Krisen geht – ökonomische, gesellschaftliche oder politische –, sondern um das sich selbstbewusst und lustvolle Hinauswagen. Zudem ist er eine ironische Auseinandersetzung mit Stereotypen von Ossis und Wessis in der Zeit – und so auch heute noch durchaus sehenswert.
Weiterführende Infos im Online-Handbuch „Die DDR im Film“
Vorwärts immer!
2017, 98 min
Regie: Francis Meletzky
Drehbuch: Markus Thebe, Günter Knarr, Philipp Weinges
Worum gehts?
„Im Oktober 1989 versucht ein Ost-Berliner Theater-Ensemble mit einem gewagten Plan, einen angeblich von Erich Honecker erlassenen Schießbefehl bei der Montagsdemonstration zu revidieren. Inspiriert von Ernst Lubitschs Filmklassiker „Sein oder Nichtsein“ (1942), rekapituliert die Verwechslungs- und Verkleidungskomödie die letzten Tage der DDR.“ (filmdienst.de)
Was sagt uns das?
Wie in „Sein oder Nichtsein“ (1942) erzählt dieser Film mit Charme, Ironie und gut platziertem Slapstick – ohne die Brutalität des Regimes zu negieren – von einer Welt, in der Zufälle und Verwechslungen der Geschichte zum Guten verhelfen.
Darüber hinaus greift der Film die wichtigen Debatten der Zeit auf, in der er spielt: Er thematisiert die Utopie von einer besseren Gesellschaft, aber eben auch den Wunsch, dieses Land zu verlassen. Dabei bleibt der Film angenehm urteilsfrei, gibt den verschiedenen Positionen Raum und kommt zu einem versöhnlichen Schluss (bzw. Kuss).
Weiterführende Infos im Online-Handbuch „Die DDR im Film“
Good bye, Lenin
2003, 121 min
Regie: Wolfgang Becker
Drehbuch: Bernd Lichtenberg, Wolfgang Becker
Worum gehts?
„In den letzten Tagen der DDR fällt die Mutter eines 21-jährigen Ostberliners ins Koma und wacht erst nach der Wiedervereinigung wieder auf. Um fortan ihr schwaches Herz zu schonen, gaukeln ihr der Sohn und seine Schwester vor, dass die DDR noch existiere, was beiden aber zunehmend schwerer fällt.“ (filmdienst.de)
Was sagt uns das?
Der Film konzentriert sich auf die unmittelbare Umbruchszeit und verdeutlicht sowohl mit Humor als auch Ernsthaftigkeit das Verschwinden einer ganzen Lebenswelt.
Dabei nimmt er alle seine Protagonist:innen ernst und macht die Radikalität des Umbruchs ebenso auf behutsame Weise anschaulich wie die verschiedenen Wege, mit denen die Menschen damit umgingen. Mit den Mitteln der Komödie erzählt er auch vom Verlust des Gewohnten, lässt Utopisches aufblitzen und stellt scheinbar Unvermeidliches in Frage. Mit dieser Haltung war der Film im In- und Ausland ein großer Publikumserfolg.
Weiterführende Infos im Online-Handbuch „Die DDR im Film“