In der Beurteilung über die Qualität und Relevanz von Unterschieden zwischen der „alten“ Bundesrepublik und den neuen Bundesländern gehen die Meinungen auseinander – aber es gibt sie offenbar. Anlass genug, teilweise viele Jahre nach 1989/90, literarische Erkundungen über echte und vermeintliche Grenzen hinweg anzustellen. Ein beliebtes Sujet ist dabei der Vergleich von Lebenswelt und Alltag in Ost und West, sei es in der autobiografischen Rückbesinnung (als die Mauer noch stand) oder durch eine fiktionalisierte Beschau unterschiedlicher Mentalitäten in der jüngeren Vergangenheit. Dabei ist der (hier im Sinne von: erzählerische) westdeutsche Blick auf den Umbruch und die ostdeutschen Landschaften in seiner Außenperspektive durchaus aufschlussreich. Denn er erzählt nicht nur etwas über „den Osten“, sondern immer auch über „den Westen“ und über das Ausloten von Differenz und Gemeinsamkeiten.
Sven Regener: Herr Lehmann
Eichborn: Berlin, 2001
Der Verlagstext und Rezensionsnotizen bei Perlentaucher
Der Roman diente als Vorlage für den gleichnamigen Film (Regie: Leander Haußmann) von 2003.
» ›Hast Du schon gehört?‹ fragte er den Mann hinter der Bar. ›Was denn?‹ ›Die Mauer ist offen.‹ ›Was ist?‹ ›Die Mauer ist offen.‹ ›Ach du Scheiße.‹ «
Sven Regener: Herr Lehmann, S. 280
Jochen Schmidt & David Wagner: Drüben und drüben.
Zwei deutsche Kindheiten
Rowohlt: Reinbeck bei Hamburg, 2014
Rezension "Deutsch-deutsche Erinnerungsarbeit" auf literaturkritik.de
Uwe Timm: Johannisnacht
Kiepenheuer & Witsch: Köln, 1996
Rezension "Schwer geackert"
in der FAZ vom 17.8.1996
»Is doch ne fremde Stadt, andere Jebräuche, andere Sitten. Nee. Die Stimmung is, jeder soll ma hübsch bei sich bleiben. Ohne Mauer, det is jut.«
Uwe Timm: Johannisnacht, S. 95
M. v. Uslar: Deutschboden, sowie: Nochmal Deutschboden, K. Duve: Regenroman, F. Denk & S. v. Thülen: Der Klang der Familie, S. Leinemann: Aufgewacht. Mauer weg, G. Grass: Ein weites Feld
Andreas Platthaus: Freispiel
Rowohlt: Berlin, 2009
Der Verlagstext und Rezensionsnotizen bei Perlentaucher
Passt auch in die Kategorie Coming of Age.
»›Aber wie wär`s‹, schau mal an, der Dünne ist wieder in der Runde, ›wenn ihr mit zu uns kommt? Wir wollten doch sowieso noch zu Hause weitermachen, Bert, da könnten die doch dazukommen.‹ Wenn ich Tommy je strahlender gesehen habe als jetzt, muß es mir die Erinnerung daran ausgebrannt haben. Plötzlich versteh ich, was Feuer und Flamme sein wirklich meint: ›Geile Idee! Jungs‹, das umfaßt gnädig auch mich und Simone, ›wir gehn mit.‹ Da ist er sofort Wortführer, Anführer, Verführer, denn dieses Angebot macht die Schlappe vom Alexanderplatz vergessen, läßt seinen Traum doch noch wahr werden, wie dieser Neujahrstag zu sein hat: Verbrüderung zwischen Ost und West, und jetzt sind wir auf dem Gipfel, geladen in eine echte DDR-Wohnung.«
Andreas Platthaus: Freispiel, S. 91
Kathrin Aehnlich: Wie Frau Krause die DDR erfand
Kunstmann: München, 2019
Der Verlagstext und Rezensionnotizen bei Perlentaucher
Reinhard Jirgl: Abtrünnig. Roman aus einer nervösen Zeit
Hanser: München, 2005
Der Verlagstext und Rezensionsnotizen bei Perlentaucher
Flix: Da war mal was
Carlsen: Hamburg, 2009
Rezension "Die Mauer als Muse" im Tagesspiegel vom 1.8.2009
»Obwohl für uns Westberliner die DDR so nah war, war jeder Besuch eine Reise zu einem anderen Planeten. Sobald man die Grenze überquert hatte, sah nicht nur alles anders aus ... es roch auch anders.«
Flix: Da war mal was, o.S.
Michael Kraske: Vorhofflimmern
Freiraum Verlag: Greifswald, 2016
Rezension "Ein Dorf schaut weg" bei Radio Mephisto am 13.4.2016
Passt auch in die Kategorie Provinz.